„Wenn du da unten was hinmalst ist das ne 5!“

Kreativität ist ein Kind der Freiheit!

Dr. Elmar Teutsch


Seit einiger Zeit beschäftigen wir uns damit, wie wir mit den Zeichnungen und Gemälden von Lilas umgehen sollen. Wir wollen sie in ihrer Kreativität unterstützen und sie so wenig wie möglich einzuschränken. Wir orientieren uns hierbei an dem Konzept des Malort von Arno Stern. Der Erwachsene hat in der Interaktion mit den Kindern eine DIENENDE Funktion, d.h. er hilft die Bilder aufzuhängen, zeigt wie man die Pinsel richtig auswäscht oder die Farbe nutzen kann. In den kreativen Prozess greift er nie ein. Deutungen wie „oh, das ist aber eine schöne Sonne“ oder „Hm..schau mal der Hund hand doch nur 4 beine, nicht 6!“ sollen unter keinen Umständen geäußert werden, da die Kinder so in ihrer natürlichen Kreativität eingeschrenkt, ja sogar beschämt werden. (Sehr zu empfehlen: Arno Stern – Wie man Kinderbilder nicht betrachten sollte)

Wir versuchen auch andere Erwachsene, die mit Lilas malen darauf hinzuweisen und machen uns Vorwürfe, wenn ihre Bilder trotzdem bewertet oder interpretiert werden.

Vor ein paar Tagen unterstützte ich eine Kollegin im Kunstunterricht. Die Schüler (9-11 Jahre) sollten eine Pappe in Blau und Ocker ausmalen, so dass ein waagerechter Horizont entsteht (Blau oben, Ocker unten). Anschließend sollten sie mit Schwämmen in Gelb- und Brauntönen Häuser auf den oberen Teil des Horizontes tupfen.

Einige Schüler begannen damit auch andere Farben zu nutzen oder auch unter dem Horizont Farbakzente zu tupfen. Die Lehrerin ging zu den Schülern hin und sagte ihnen, dass das nicht Teil der Aufgabe wäre und dass sie damit aufhören sollen. Als die Schüler jedoch weitermachten und teilweise mit den Händen auf dem Papier malten riss der Lehrerin der Geduldsfaden und sie rief beim Blick auf die Bilder in einem giftigen Ton Sätzte wie „Wenn du da unten was hinmalst ist das ne 5!“ oder „Aufgabe nicht geschafft, da kann ich nur eine 5 geben!“.

In unserer modernen Gesellschaft, in der die Kreativität, neben der sozialen und emotionalen Intelligenz, die wohl wichtigste Schlüsselkompetenz zum erfolgreichen und glücklichen leben ist, können wir uns da einen solchen Umgang mit Kindern noch leisten?

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